Faule, Zerstreute und Junkies soll es bald nicht mehr geben. Computer können helfen, das menschliche Verhalten zu ändern ----------------------------------------------------------------------- von Joachim Zepelin

Tadel vom Rechner

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Eine Million Farbaufnahmen eines Papageienfischs soll die Firma Hewlett Packard verwendet haben, damit der virtuelle Fisch Mopy seine Kreise naturgetreu durchs digitale Aquarium zieht. Eigentlich ist das Programm ein Bildschirmschoner, aber er hat es in sich: Wer seinen Piscenus mope floataneus täglich zur selben Zeit füttert und regelmäßig, aber nicht zu oft mit ihm Fangen spielt, der wird in den Denkpausen einen munteren Computergenossen vor sich haben. Wer das Füttern vergißt, bei dem treibt bald ein Fischkadaver in den Wellen am oberen Monitorrand.

Doch weil HP weder von verstorbenen noch von lebendigen Fischen leben kann, hat Mopy noch eine weitere Funktion: Für jeden Ausdruck einer Seite bekommt der Fischhalter zwanzig Punkte gutgeschrieben, für die er sein Bildschirmaquarium mit Steinen und Pflanzen verschönern, zum Sprudeln bringen oder mit einem Thermometer ausstatten kann. Der Höhepunkt: Für 3200 Punkte gibt es aphrodisierendes Fischfutter. Sinn des Punktesammelns: Die Fischfreunde sollen keine Photokopien machen, sondern so viele Seiten wie möglich ausdrucken und dabei viel von der teuren HP-Tinte verbrauchen.

Ein Programm ermuntert zur Materialverschwendung

Foggs Student Jonathan Bruck bescheinigt dem Programm, das Verhalten der Anwender "ausgesprochen stark" zu beeinflussen. Er habe im Selbstversuch deutlich mehr Seiten ausgedruckt als nötig und damit mehr Papier, mehr Farbe und mehr Energie verbraucht. "Es besteht die mögliche Gefahr, daß der Mopy-Fisch zumindest kurzfristig Erfolg hat. Das wirft die Frage auf: Ist das schlecht?"

(C) DIE ZEIT 02.04.1998 Nr. 15